Gesetz des Anfangs

Unter dem „Gesetz des Anfangs“ versteht man kein physikalisches Gesetz als solches, sondern ein psychologisches und philosophisches Phänomen, welches vor kurzem erneut in der Esoterik entdeckt wurde. Man kennt den Spruch, dass der erste Eindruck zählt oder dass man nie eine zweite Chance bekommt für einen ersten Eindruck, doch das Gesetz des Anfangs bedeutet noch mehr, als sich selbst optimal zu präsentieren. In der Psychologie, vor allem in der heutigen Sozialpsychologie und Wahrnehmungsforschung, geht man davon aus, dass alles, was eine menschliche Entwicklung bringt, schon keimhaft im Anfang enthalten sei, so wie die Pflanze im Samenkorn.
Ein Beispiel für das Gesetz des Anfangs: Ein Bewerber verspätet sich zum Bewerbungsgespräch und trifft zu spät ein, versteht sich aber dennoch mit dem Personalchef hervorragend und nimmt daher beim Bewerbungsgespräch doch eine souveräne und entspannte Haltung ein. Im späteren Beruf, nachdem er also eingestellt wurde, hat er dann immer wieder mit Zeitproblemen zu tun, löst diese aber durch seine entspannte und joviale Art und fällt durch sein gutes Verhältnis zu Vorgesetzten positiv auf. In diesem Beispiel ist im Anfang – im Bewerbungsgespräch – gleichsam im Zeitraffer und in Miniatur alles enthalten, was sich später in der Zeit – im Beruf – entfalten und zur Geltung bringen wird. Diese Erkenntnis aus der psychologischen Forschung lässt sich auf viele andere Lebensbereiche übertragen, vor allem natürlich auch auf die Liebe. Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, dass das erste Treffen mit dem neuen Partner im Grund schon alles enthielt, was sich später in der Beziehung offenbarte, alle Motive, alle typischen Verhaltensmuster und auch alle Probleme?
Die Philosophie hat dieses Gesetz des Anfangs schon Jahrtausende vor der wissenschaftlichen Sozialforschung erkannt. Der griechische Philosoph Aristoteles nannte es „Entelechie“, was so viel bedeutet wie „das im Anfang eingefaltene Ende“, womit er die Entwicklung in der Natur meinte, zum Beispiel die Entwicklung von der Kaulquappe zum Frosch, oder eben die typische Entwicklung menschlicher Beziehungen, die im Anfang schon alle Eigenheiten enthalten, die sich später, sichtbar im Verlauf der Zeit, deutlich und deutlicher entfalten. In der Esoterik hat man nun diese Erkenntnis, dass im Anfang schon miniaturhaft die ganze spätere Entwicklung steckt, seit einigen Jahrzehnten neu übernommen und spricht viel davon, den Anfang stets achtsam zu beobachten, um zu erkennen, was die Zukunft bringt. Im Grund sind viele Orakel nichts als einfühlsame Beobachtungen der Schwingung im Augenblick – im Anfangsmoment – und ihre Interpretation in der Verlaufsform der Zeit.


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